Baumaßnahmen und Betrieb des Gewerbegebiets Garbenteich belasten Dorf Güll verkehrstechnisch in unerträglichem Maße.

Seit Jahren ist die Gruppe „Lebensqualität für Dorf Güll“ bemüht, in persönlichen Gesprächen, in Briefen und Pressenotizen und letztlich durch das Aushängen von Transparenten „Kein LKW durch unser Dorf“ auf die besondere Belastung von Bewohnern unseres Dorfs aufmerksam zu machen. Bisher leider ohne Erfolg.

Die Schwerlaster, die mit der Zeit immer größer wurden, toben mit und ohne Anhängern durch Dorf Güll, wobei die Anwohner der Hof-Güller-Straße in besonderem Maße betroffen sind. Die Durchgangsstraße ist derart schmal, dass Gegenverkehr zum Teil nur mit riskanten Auseichmanövern möglich ist, Dachkandeln bereits abgerissen wurden und die Bürgersteige zum Teil nur um die 50 cm breit sind, sodass auch Passanten gefährdet werden. Von der Abgas- und Lärmbelastung ganz zu schweigen. Auf die gefahrvolle Enge der Verbindungsstraße von Dorf Güll zur B 488 sei besonders hingewiesen.

Während des Baus des Gewerbegebiets wird der Durchgangsverkehr voraussichtlich stark zunehmen. Danach erhöht der Gewerbebetrieb mit der Anlieferung von Waren etc. das Verkehrsaufkommen in unserem Dorf in unerträglichem Maße.

Grund ist, dass viele ortsunkundige Fahrer sich an ihrem Navigationssystem orientieren, das ihnen vom Gambacher Autobahnkreuz aus den kürzesten Weg über Dorf Güll zum Garbenteicher Gewerbegebiet und zurück anzeigt. Und wenn die sich erst mal daran gewöhnt haben, ist das Problem nicht mehr in den Griff zu kriegen.

Dorf Güll und seinen Bürgern kann aber geholfen werden: Die Durchfahrt der Hof-Güller-Straße, Garbenteich – Dorf Güll – B 488 und zurück ist nur noch bis zu 10 (?) Tonnen gestattet. Der Verkehr zur Autobahn kann problemlos z. B. über die Auffahrt in Steinbach laufen, sodass alle Belastungen und Gefahren ohne größere Umwege ausgeräumt sind.

Inständig wird darum gebeten, im Rahmen vom Aufbau und Betrieb des Gewerbegebiets Garbenteich von einer solchen Möglichkeit Gebrauch zu machen und damit die Mitbürger von Dorf Güll zu entlasten.

Und noch ein Beitrag:


… wir machen hiermit von unserem Recht nach § 3 des Baugesetzbuches Gebrauch und nehmen zum geplanten Gewerbegebiet Garbenteich-Ost zu den Themen Verkehrsbelastung und Flächenversiegelung Stellung:

Verkehrsbelastung/Schwerlastverkehr
Durch unser Dorf führt die Landesstrasse L3131 von Gießen bis zur L3053 Richtung Butzbach und Lich.
Die Ortsdurchfahrt wird sehr häufig von ortsfremden PKW und LKW-Fahrern genutzt, um das Gambacher Kreuz mit seinen Auf- und Abfahrten auf die A45 und A5 in verschieden Richtungen zu erreichen und dabei Zeit oder Kilometer zu sparen. Viele Nutzer des bereits bestehenden Garbenteicher Gewerbegebietes fahren über die L3131 durch Dorf-Güll zum Gambacher Kreuz. Bei Autobahnsperrungen oder eingeschränktem Fließverkehr auf der A5 nutzen PKW und LKW- Fahrer ebenfalls die L3131 durch Dorf-Güll als Umleitung.

Das bereits erstellte Verkehrsgutachten prognostiziert eine erhebliche Steigerung des Individual- und Lieferverkehrs.

Mit dem neu geplanten Gewerbe- / Industriegebiet Garbenteich Ost – auch wenn es als Sackgassen- Gewerbegebiet geplant ist – wird unseres Erachtens auch für den Stadtteil Dorf-Güll der Durchgangsverkehr noch erheblich ansteigen. Damit wird auf jeden Fall eine weiterer signifikanter Anstieg der Lärmbelastung und der Feinstaubbelastung einher gehen.

Die L3131 ist innerorts von Dorf-Güll nicht durchgehend mit begehbaren Bürgersteigen ausgestattet. Es entstehen immer wieder Verkehrsbehinderungen, wenn an bestimmten Stellen bspw. ein LKW im Gegenverkehr auf einen Linienbus trifft oder wenn Landwirte ihre sperrigen Gerätschaften am Straßenrand parken. Häuser von Anwohnern sind bekanntlich bereits von durchfahrenden LKW beschädigt worden (Schäden am Vordach, abgerissene Regenrinne, Risse in den Hausfassaden…) und die Anwohnerinnen und Anwohner klagen über nächtlichen Lärm, der u.a. auch dadurch verursacht wird, dass LKWs über die innerörtlichen Schlaglöcher der Straße holpern.

Es gibt an keiner Stelle Querungshilfen für Kinder und Senioren. Grundschülerinnen mit Fahrradführerschein fahren durch das Dorf, mit zunehmendem LKW- und PKW-Verkehr wird deren Bewegungs- und Lebensraum weiter eingeschränkt.

Außerorts ist die L3131 so schmal, dass keine Fahrbahnmarkierungen angebracht werden können / dürfen. Hier bleiben bei einem LKW im Gegenverkehr nur wenige Zentimeter Platz, eine hochgefährliche Verkehrssituation. In den Jahren, die wir in Dorf-Güll leben, sind hier ein Fahrradfahrer schwerst und ein jugendlicher Motorrollerfahrer tödlich verunglückt.

Alles in allem droht den Einwohners von Dorf-Güll durch das geplante Gewerbe-/ Industriegebiet

Garbenteich Ost eine ganz erhebliche Steigerung der Belastung durch Verkehr. Der bisherige (Durchgangs-)verkehr schränkt das alltägliche Leben der Dorf-Güllerinnen und Dorf-Güller bereits genug ein.

Das offen gelegte Konzept des Gewerbe- / Industriegebietes trifft keinerlei Aussagen zum möglichen Ausbau Nahverkehr oder einer Verkehrslenkung, die die Ortsdurchfahrt für Dorf-Güll in Form von Individual- und oder Schwerlastverkehr reduzieren hilft.

Gefahr der weiteren Flächenversiegelung für den Klimaschutz
Unseres Erachtens wird der Prozess des Klimawandels mit seinen Auswirkungen auf uns alle auch kommunalpolitisch schwer unterschätzt.

Die Wälder Mittelhessens weisen bereits jetzt hitzebedingt starke sehr bedrohliche strukturelle Veränderungen auf. Ganze Waldflächen sind auf Grund der letzten Hitzeperioden vernichtet – Experten bezeichnen das Waldsterben der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts im Vergleich mit dem Waldsterben heute als harmlos. Jeder Laie kann die Veränderung des Waldes inzwischen mit bloßem Auge erkennen.

Das Bauen auf der grünen Wiese ist nach wie vor planungsrechtlich einfach und relativ kostengünstig.

Deshalb steigt der Verbrauch an Flächen für Verkehr und Siedlung seit Jahren auf Kosten der Flächen, die der Landwirtschaft und der Natur zur Verfügung stehen, an.

Dabei wird verkannt, dass offene Böden nicht endlos vorhanden sind. Die offenen Böden sind eine Ressource im Schutz gegen die Auswirkungen des Klimawandels im besiedelten Raum. Weitere Inanspruchnahme von Flächen verschärfen die bereits bestehenden Probleme (Hitze, Grundwassermangel, Waldsterben, Starkregenereignisse, Zerstörung der Biodiversität…) in hohem Maße und die Kosten und weiteren Probleme, die daraus entstehen werden in die Zukunft verlagert. Wir lehnen es ab, dass diese Folgekosten von den jetzt Verantwortlichen der kommenden Generation ungefragt aufgebürdet werden, zumal diese in keinem Verhältnis zum kurzfristigen Ertrag heute stehen.

Nach unserem Dafürhalten ist ein grundsätzliches Umdenken in der Bauplanung angesichts der bereits erkennbaren und bestehenden Umweltprobleme unverzichtbar und die Umsetzung eines Industrie- / Gewerbegebiets in dieser Größe nicht mehr zeitgemäß. Die Inanspruchnahme unbebauter Flächen muss eine Ausnahme sein und Konzepte der Nachverdichtung, der Nutzbarmachung ungenutzter Gebäude, eine konsequente Schließung von Baulücken, Quartiersmanagement, Potenzialerschließung von nicht Wohn-Gebäuden sind statt dessen in Angriff zu nehmen.

Eine Generierung von Einnahmen für den städtischen Haushalt auf dieser Fläche ist auch anderweitig, dafür aber zukunftsweisend, möglich bspw. in dem sich Pflanzen und Solarmodule die Sonne auf dieser Fläche teilen.

Im Angesicht der schwersten Probleme, die der Klimawandel den nach uns kommenden Generationen aufbürdet, stimmen wir dem geplanten Gewerbe/Industriegebiet nach heutigem Planungs- und Kenntnisstand nicht zu und bitten die Verantwortlichen, unsere Ablehnung bei ihren Abwägungen zu berücksichtigen.