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Die Nabu-Pressesprecherin Peggy Schneeweiß findet, dass Revikon bei den Naturschutzausgleichsmaßnahmen im Gewerbegebiet in Garbenteich Ost nachbessern muss.

Pohlheim (ww). Das Gewerbegebiet Garbenteich Ost in Pohlheim, eines der wenigen noch unbebauten Filetstücke im Landkreis, ist immer wieder Streitpunkt. Ein geplantes Outlet konnte dort nicht umgesetz werden, also musste umgeplant werden. Jetzt droht der Ansiedlung von anderem Gewerbe auf der 24 Hektar großen Fläche, auf der auf einem Teil auch industriell gearbeitet werden dürfte, erneut Ungemach. Dem Investor Revikon wird vorgeworfen, den Naturschutz zu wenig berücksicht zu haben. Eigentlich war auch alles in trockenen Tüchern, die Erschließung hätte in diesem Jahr beginnen können. Doch der Naturschutzbund wird klagen. Damit ist die Verzögerung der Umsetzung vorprogammiert. Und Projektentwickler Daniel Beitlich zog sich den Unmut des Nabu nach einer ersten Stellingnahme zu. »Es stimmt nicht, dass wir ein Gespräch verweigert hätten«, erklärte die Pressesprecherin des Nabu-Kreisverbandes auf die Vorwürfe des Revikon-Geschäftsführers in der Donnerstagsausgabe des Anzeigers. Es ist nicht so wie von Beitlich dargestellt, dass wir blindwütig klagen wollen, nur um das Projekt zu verzögern.« Dass der Nabu nicht kooperiert habe, stimme nicht. Es habe zwar ein Gesprächsangebot gegeben, allerdings sei vom Nabu nur der Nabu-Kreisverbandsvorsitzende Dr. Achim Zedler eingeladen worden. Er hätte gemeinsam mit dem Projektentwickler, dem Architekten Felix Feldmann, Pohlheims Bürgermeister Andraes Ruck sowie dem Umweltplaner alleine an einem Tisch sitzen sollen. Das habe der Nabu-Chef abgelehnt. Gleich mit vier Interessenvertretern konfrontiert zu sein, sei diesem unangenehm gewesen. Die Stellungnahme des Naturschutzbundes zum Vorhaben liege vor. Es seien Anmerkungen zum Umweltbericht und auch den Ausgleichsmaßnahmen gemacht worden. Diese müssten von den Investoren abgestellt werden. Daher habe Zedler keinen Grund gesehen, sich mit dem Investor zu treffen, betonte Schneeweiß.

Die Defizite im Umweltgutachten seien allerdings einfach so von der Stadt Pohlheim und dem Umnweltplaner weggewischt worden. Es habe immer wieder nur in der Abwägung geheißen, dass die Anregungen des Nabu zur Kenntnis genommen worden, aber nicht zu berücksichtigen gewesen seien. Der Nabu vertrete aber gerade die Interessen des Natur- und Umweltschutzes. Es habe bisher nur mündliche Willensbekundungen gegeben, nachzubessern. Der Nabu habe nichts in der Hand. Bereits vor dem Bauen gebe es vorläufige Ersatzmaßnahmen, dabei müssten auch Arten umgesiedelt werden. Es sei Sache desjenigen, der baut, dies umzusetzen. »Wir wollten, dass das berücksichtigt wird. Deswegen klagen wir. Das Vorgehen geht gar nicht. So haben wir das bisher nicht erlebt, dass alle Bedenken weggewischt werden. Man hat uns nicht ernst genommen.« Jetzt werde sich der Gerichtshof damit auseinandersetzen, was im Sinne der Natur umzusetzen sei.

Pohlheims Bürgermeister Andreas Ruck (unabhängig) meinte am Mittwoch nur kurz: »Es wird weitergehen, es ist genehmigt. Eigentlich könnte man mit der Erschließung anfangen.«

Gießener Anzeiger vom 17.02.2022